Olga Kösler-Klemen
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Als eine Mutter aus dem ersten Absolvent:innenjahrgang mit Oberstufe, ist es mir ein Anliegen, meine Erfahrung mit der Sonnenlandschule der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ursprünglich habe ich mich nicht mit reformpädagogischer Bildung auseinandergesetzt und sie auch etwas belächelt – bis mein Kind, die immer als schüchtern einzustufen war, in der Volksschule zusehens in sich verschwand… doch nicht nur das – an Sonntagnachmittagen schlug ihre Wochenendstimmung in weinerliche Nachdenklichkeit um. Ich wollte ihr helfen, aber sah keinen Weg.
Nachdem ich ein Interview mit Richard David Precht im Radio gehört hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen – ich musste eine Alternative finden. Bei Elternsprechtagen hörte ich immer: Sie ist ja so gescheit, aber sie traut sich nicht mitzuarbeiten. Sie ist so verträumt und schaut immer aus dem Fenster. Auch wenn die Rechtschreibüberprüfungen immer sehr gut ausfielen, könnte sie doch hier und da noch etwas verbessern…ja, „der Ernst des Lebens“ – ich glaub nicht an ihn.
Ich begann mich umzuschauen und fand heraus, dass Waldorfpädagogik für uns passend sein könnte. Trotz anfänglich heftiger Widerstände in der innersten Familie blieb ich dran. Auch für meine Tochter war es nicht so leicht, sich vorzustellen, das gewohnte Umfeld samt Freundinnen mit Ende der dritten Klasse zu verlassen. Nach intensiven Gesprächen und einer Schnupperwoche in der Sonnenlandschule, wagten wir den Sprung.
Die ersten zwei Schulwochen waren wirklich schwierig – alles war neu, die finanzielle Belastung größer, ich brachte sie täglich zur Schule und holte sie auch wieder ab.
Nach dieser Zeit fiel mir auf, wie sich Leichtigkeit in ihr breit machte… sie kam aus der Schule gehüpft und erzählte mir oft aufgeregt von der momentanen Epoche und von interessanten Dingen, die sie eben erfahren hatte. Melancholieanfälle kamen nicht mehr vor und sie konnte an ihren Nachmittagen Freunde treffen und Kind sein. Eine große Veränderung fand statt.
Nach einigen Monaten in der Sonnenlandschule stand Weihnachten vor der Tür und ich ging nichts ahnend zur Weihnachtsaufführung, wo mein Kind (ohne, dass ich sie je dafür lernen sah) strahlend auf der Bühne stand und eine große Rolle in einem englischsprachigen Theaterstück spielte
Das war der Moment, wo ich – nach vielen Selbstzweifeln – wusste, die Entscheidung war genau richtig.
Sie entwickelte sich weiter in einem Umfeld, das sich ermutigend und wohlwollend auf ihre Stärken konzentrierte – während viele Freunde aus Regelschulen sich in Form von Nachhilfe und Förderunterricht zum Großteil mit ihren Schwächen und ungeliebten Aspekten des Unterrichts beschäftigen mussten.
Heute steht sie strahlend im Leben, ohne Scheu vor Neuem, ohne Unsicherheit, was ihre Talente betrifft. Sie ist belesen, hat einen weiten Horizont und hat Hunger auf alles, was das Leben zu bieten hat. Sie ist in ihrer Mitte und kann so auch gut und klar entscheiden, wie sie ihren weiteren Weg gestalten möchte.
Ich für meinen Teil bin sehr froh, diese – wenngleich nicht einfache – Entscheidung getroffen zu haben und möchte euch alle ermutigen, neue Wege zu suchen. Ich glaube nicht an Gießkannensysteme und Einheitslösungen – es gibt vielleicht nicht EINE Schule für alle, aber es gibt immer eine Alternative, die aus Wertschätzung und Liebe besteht. Eine gewisse Art von permanentem Druck tut sicher niemandem gut.
Meine Tochter hat heute keinen Bausparvertrag, aber die Investition in ihr Leben, die wir mit der Wahl der Sonnenlandschule getätigt haben, ist in Geld nicht zu messen.
Mit übervollem Herzen sage ich DANKE an das Team der Sonnenlandschule, das immer mit offenem Herzen alle unsere Anliegen ernst nahm. Ohne euch wären wir nicht die, die wir heute sind… das formuliere ich bewusst in Plural.